Future Skills
Den Vortrag ›Future Skills & Affinity Spaces‹ hielt Prof. Gunnar Spellmeyer erstmals auf ›The Annual Conference Of Arts, Humanities And Technology‹ in Yogyakarta am dortigen Institut Seni Indonesia, später dann nochmals an der ITB Bandung.
Die Keynote beschäftigt sich mit den gegenwärtigen Herausforderungen, der notwendigen Transformation und ihren inhärenten Notwendigkeiten: welche Fertigkeiten und Fähigkeiten müssen wir für die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaft und Wirtschaft entwickeln? Das Papier erläutert die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts und leitet Handlungsvorschläge ab. Es fordert eine partizipatorische Kultur und Affinitätsräume auch im formellen Bildungssektor. Darüber hinaus sieht es die kreativen Professionellen in der Pflicht, solche Affinitätsräume zu bespielen und ihr Expertenwissen als kreative Fähigkeitsmediatoren in die Welt zu tragen.
Mit Blick auf die Innovationsfähigkeit in Unternehmen bietet der Vortrag eine Aussicht auf das, was gemeinhin als Kulturwandel beschrieben wird, tatsächlich aber die Entwicklung von Fähigkeiten meint: auch die der Beschäftigten oder der Verantwortlichen. Eben: Future Skills.
Einführung
Die Kompetenzen der Zukunft werden andere sein, als die Schul- und Hochschulbildung in weiten Teilen ausliefert. Andreas Schleicher (2012) argumentiert: »Jedem ist klar, dass die Fähigkeiten, die am einfachsten zu lehren und am einfachsten zu testen sind, jetzt auch die Fähigkeiten, die sich am einfachsten automatisieren, digitalisieren und auslagern lassen. Von ständig wachsender Bedeutung, aber so viel schwieriger zu entwickeln, sind Wege des Denkens – Kreativität, kritisches Denken, Problemlösung, Entscheidungsfindung und Lernen; Arbeitsweisen – einschließlich Kommunikation und Zusammenarbeit; und Werkzeuge für die Arbeit – einschließlich Information und Kommunikationstechnologien.«
Kreativität, kritisches Denken, Problemlösung, … sind das nicht die Wege des Denkens, die insbesondere den Kreativen zu eigen sind? Wird hier nicht die Rezeptur für eine erfolgreiche, schöpferisch wirksam werdende Karriere wiedergegeben? Heißt das, dass Designer und Künstler als die originären Vertreter der Gattung ›Kreative‹ die Kompetenzen der Zukunft in sich tragen und diese allerdings professionell zum eigenen und zum Wohle Vieler einsetzen? Das klingt anmaßend, insbesondere da Kreativität untrennbarer Bestandteil des Denkens ist und dies wohl jedem Menschen zumal in einer Wissensgesellschaft – und dahin will sich Deutschland längst von einer ehemaligen Industrienation hin entwickelt haben – zu eigen ist.
Innovationsfähigkeit steigern – wie?
Nach Viktor Frankl will sich der Mensch sicher fühlen, er will in guter Beziehung zu anderen und zur Welt stehen, sich anerkannt und erfüllt fühlen.
Mit Blick auf die zeitgemäße und künftige Ausbildung von Innovationsfähigkeit und die Ausprägung der im Vortrag erwähnten Future Skills bedeuten diese Grundmotivationen für Unternehmungen:
- ein sicheres, faires Lern- und Arbeitsumfeld voller Vertrauen,
- eine Zuwendung zum Werthaltigen, zur eigenen und zu den anderen Personen als Akteure in Team-Prozessen,
- angemessenes Lob und angemessene
Herausforderungen - klare Ziele, praxisorientiertes Vorgehen und im Arbeitskontext auch die Erläuterung der Ziele.
Sicherheit braucht Schutz, Raum und Halt im weitesten Sinne. Strukturen, wie z.B. Zeitabläufe etc. sind einzuhalten.
Die Arbeit am Vertrauen untereinander braucht viel Zeit und Aufmerksamkeit, es gilt auf personaler Ebene einen Dialog zu entfachen und Begegnungen zu initiieren. Wenn in Zeiten der CoViD-19-Pandemie Nähe nicht möglich ist und virtuelle Workshops bevorzugt werden, so gilt es um so mehr gemeinsame, verbindende Lernerfahrungen zu erzeugen. Eine Verschränkung von gemeinsamen realen Erlebnissen verteilt vor den Kameras und digital ausgetauscht ist möglich und fördert das Miteinander.
Ermutigen Sie bei der Arbeit, in Workshops und Lerneinheiten die Teilnehmer:innen – Fehler müssen erlaubt sein und der Versuch selbst gilt angemessen wertzuschätzen. Die Ziele sollten nachvollziehbar und realistisch sein, um nicht im Vorfeld für Resignation zu sorgen.
Gelingt es diese Aspekte geschickt in Arbeitszusammenhänge oder Innovationsworkshops zu integrieren, dürfte ein erfahrungsbasiertes Lernen die Ausprägung der Future Skills befördern.
Interaktion ist den kommenden Generationen bereits zu eigen, Interaktivität eine »eine Eigenschaft der Technologie, während Partizipation eine Eigenschaft der Kultur ist« (H. Jenkins, 2006). Mit Blick auf die klassischen Fähigkeiten müssen wir uns weniger um die Fertigkeiten im Umgang mit den neuen Technologien kümmern, sondern in diesem Sinne eine partizipatorische Kultur entwickeln und partizipative Innovationsmethoden wie z.B. Design Thinking bei Beschäftigten, Verantwortlichen und auch Workshopteilnehmer:innen anwenden. »Partizipative Kultur bedeutet eine Überarbeitung der Regeln, nach denen Schule, kultureller Ausdruck, staatsbürgerliches Leben und Arbeit funktionieren.« Dadurch werden bestehende System angefragt. Das gilt es auszuhalten und ist insbesondere im Kontext der Transformation, des Kreativitätsimperativs und der dadurch und auch durch Corona erhöhten Verunsicherung herausfordernd.