4 Gewinnt
„4 Gewinnt“ in der Musik und auch im gleichnamigen Strategiespiel, an dem sich seit den 70’er Jahren Generationen bis heute und sicher auch in der Zukunft versuchen.
Im unternehmerischen Alltag geht es leider bei der Unternehmens- und Produktentwicklung in der Regel tatsächlich zunächst um die Ressource. Die gute Idee ist schlicht gesagt oft noch immer sekundär. Entscheidend sind andere Fragen. Habe ich die passenden Mitarbeitenden, die sich dem Thema annehmen und welcher Zeitaufwand ist damit verbunden? Die Kosten kommen an dritter Stelle, die benötigten Fähigkeiten danach und ganz hinten dran geht es oft erst um die Qualität der Idee. Dabei sollte es doch eigentlich immer genau andersherum sein.
Die zu qualifizierende und im besten Fall gute Idee und die damit verbundenen Chance auf unternehmerischen Erfolg muss sich ganz hintenanstellen. Leider klagt der Innovationsmanager und hofft auf Strukturveränderungen.
Zunächst mal benennt und betrachtet der Standard die relevanten Treiber der Dimension 4 – Unterstützung. Er gibt also eine Begriffsdefinition vor. Er beschreibt und differenziert die Ressourcen und betrachtet dabei auch deren Verhältnis zueinander. So stehen die Ressourcen in einer Linie mit den benötigten Kompetenzen, dem Bewusstsein und der Kommunikation. Ebenso die Dokumentation von Informationen, Werkzeuge und Methoden sowie die strategische Informationsbeschaffung und deren Management.
Bis dahin ist alles recht klar und es scheint so, als wäre die Umsetzung der Dimension 4 des Innovationsmanagementsystems nur eine strukturelle Fleißarbeit. Beim Blick auf die erste Ebene unter der Oberfläche, wird allerdings schnell klar, dass es deutlich komplizierter ist. Zwei passende Beispiele dazu. Eben haben wir uns vielleicht noch gedanklich zurückgelehnt, weil wir kein Mangel an engagierten und auf unseren Unternehmenszweck bezogenen Händen haben, die Innovationsthemen in unserem Unternehmen treiben. Aber welche Fähigkeiten sind für die Entwicklung von explorativen Ideen von Nöten? Wie arbeiten die Mitarbeitenden zusammen? Interdisziplinär, selbstorganisiert, hierarchiearm oder ganz ohne? Habe ich diese Voraussetzungen schon? Und die Mitarbeitenden? Muss ich die vielleicht doch noch rekrutieren. Welche Anreize kann ich bieten, um zu locken und zu halten. Wie ist es mit dem geistigen Eigentum derer, die das Neue weiterentwickeln? Hat das betroffene Unternehmen für den besonderen Schutz von Innovatoren Sorge getragen und den höheren Risikograd von Innovatoren im Blick?
Oder betrachten wir noch kurz die Ressource Zeit. Hier geht es nicht allein um die Zeit, die zur Realisierung oder Qualifizierung von Ideen benötigt wird, sondern auch um die Ressource Zeit, die insgesamt zur Verfügung steht, um Neues zu denken. Google stellt seinen Mitarbeitenden dafür beispielsweise 20% ihrer Regelarbeitszeit zur Verfügung. Ist das universell gültig und passt somit zu jedem innovativen Unternehmen? Warum nicht 15 oder 17,5%? Wie ermittel ich den richtigen Anteil? Kriegen eigentlich alle Mitarbeitenden gleichermaßen diese Ressource oder nur ausgewählte Personen mit besonderen Fähigkeiten? Woher kommt das Wissen und wie qualifiziere ich die, die motiviert und schon da sind? Ehe wir uns versehen, sind wir im Bereich Lernkultur gelandet.
Sorry, aber es scheint einfach, weil es so naheliegend ist. In der Umsetzung ist es dann jedoch recht kompliziert. Und als hätten wir damit nicht schon genug zu tun, zum Abschluss noch ein Gedanke zu den finanziellen Ressourcen. Natürlich auch weil Gartner diesen Bereich als einen besonders wichtigen in ihrer Studie über die Barrieren von Innovation in Unternehmen identifiziert hat. Hier geht es auch um Fragen, wie Partnering öffentliche Fördermittel, die bei der Entwicklung von Neuem alles andere als selbstverständlich für viele Unternehmen sind. In der 4 Dimension des Innovationsmanagementsystems geht es auch darum nicht nur die Ressource zu betrachten, die im Unternehmen vorhandenen sind, sondern auch die, die nicht entwickelt werden, weil das Neue nicht den richtigen Stellenwert in der Entwicklung des Unternehmenswertes hat. Es geht um den Verlust der Nichteinführung guter Ideen. Also einen Schaden, der durch das Unterlassen entsteht. Um das zu verhindern haben einige Unternehmen sich besondere Mechanismen einfallen lassen. Beispielsweise die Otto Group. Hier wurde ein Teil der Boni des Managements an ihre Innovationsbereitschaft gekoppelt. Bewertet wird diese von den jeweiligen Mitarbeitenden der Führungskraft. Eine explosive Mischung, die in alle Richtungen wirkt und deshalb gut kontrolliert werden muss.
Fazit: Aller Anfang ist schwer, aber die Innovationsfähigkeit gewinnt, wenn (Dimension) 4 gewinnt. Wie das gelingt, gibt das Innovationsmanagementsystem nach ISO 56002 vor.
Apropos 4 gewinnt. Wer bislang gedacht hat es handele sich um ein Kinderspiel mit reichlich zufälligem Ausgang, irrt gewaltig. Der niederländische Informatiker Louis Victor Allis hat dafür 1988 einen Regelsatz aufgestellt.
– Der zuerst Spielende kann das Spiel gegen die beste Verteidigung gewinnen, wenn er in der mittleren Spalte beginnt. Beginnt er in der Spalte links oder rechts daneben, endet das Spiel bei beiderseits perfektem Spiel remis. Wirft er seinen ersten Stein in eine der vier restlichen Spalten, verliert er gegen einen perfekten Gegner sogar.