Corona, Issey & Elisabeth
Verneinung
Elisabeth war eine schweizerisch-amerikanische Psychiaterin und Sterbeforscherin. Anders als viele ihrer ärztlichen Kollegen besuchte sie todkranke Patienten und sprach mit ihnen. Dabei wollte die Forscherin von den Sterbenden lernen: welche Hilfe diese sich wünschen und welchen Umgang sie möchten. Elisabeth Kübler-Ross tat dies gegen Widerstände ihres Kollegiums, doch ihr Engagement für Sterbende verstand sie als Berufung.2 Die Interviewten selbst waren laut der Pionierin der Sterbeforschung dankbar für diese Zuwendung.
Die psychologischen Erkenntnisse aus den teilweise erschütternden Gesprächen halfen der Wissenschaft und auch Angehörigen die Gefühls- und Verhaltensmuster todkranker Personen zu verstehen. Kern ihres Buchs ›Interviews mit Sterbenden‹ ist ein Phasenmodell des Sterbens, mit dem die Sterbeforscherin die fünf Phasen des Sterbens beschreibt.3 Für ihre Arbeit erhielt Kübler-Ross zahlreiche Ehrendoktorwürden anerkannter Universitäten, obwohl Kritiker die fehlende Wissenschaftlichkeit bemängeln oder das Phasenmodell als zu statisch, als deskriptiv und nicht präskriptiv empfinden – oder verstehen. Kritisch wurde auch gesehen, dass Kübler-Ross mit fortschreitendem Alter sich Geistheilern anschloss, mehr und mehr der Esoterik zuwandte und zweifelhafte Behauptungen (z.B. ›Instant-Erleuchtungen‹) verbreitete. Nach Schlaganfällen und Lähmungen haderte die todkranke Sterbeforscherin mit Ihrem Schicksal und wollte den nahenden Tod verneinen. Wider besseren Wissens möchte man meinen.
Die Kritik an Kübler-Ross ›Sterbephasen‹ nährt auch die Kritik an der Change-Curve: Fehlende Wissenschaftlichkeit, statische Sicht, Missachtung unterschiedlicher und individueller Emotionen bei Betroffenen, um nur ein paar Stimmen wiederzugeben. Die Kritik ist durchaus auch nachvollziehbar, schmälert in meinen Augen allerdings nicht das Ergebnis, das gute und wichtige Orientierung bietet. Für die weiteren Ausführungen ist die Kritik selbst nicht entscheidend.
Katastrophen, Sterben, Leid … braucht es solch heftige Krisen, damit wir bereit für den Wandel sind?
Deutschland geht es – sicher den Umständen entsprechend – noch gut. Wir hatten Jahre des Wohlstandes, des Wachstums und der annähernden Vollbeschäftigung. Auch noch nach der ersten Corona-Welle stand die deutsche Wirtschaft relativ gut da, wir blicken in satte Gesichter. Der Autor, Unternehmer und Speaker Philipp Depiereux fordert »Legt eure Saturiertheit ab!«4 und will Mut machen, sich dem Wandel zu stellen und das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Nach einem Jahr im Lockdown und einer weltweiten Katastrophe, wie wir sie seit 1945 nicht erlebt haben, erleben wir, wie ganze Branchen noch immer die Realität verneinen und Öffnung oder Hilfen einfordern, wo Mutanten die Verbreitung des Virus beschleunigen und die Anzahl der Toten bereits jetzt ein gewaltiges Ausmaß erreicht hat. Verbandsobere tun anscheinend, was sie meinen zu müssen: Von ganz oben Hilfen fordern. Was wäre, wenn jetzt die Realität anerkannt und nicht geleugnet werden würde, wenn Kreativität den Menschen zu eigen und vor allem den Organisationen die Governance des Kreativen ein leichtes wäre? Wenn die Prozesse der Innovation bekannt und abgestimmt, frei und wirr drehend, zugleich im Takt wippend laufen würden?
Niemand muss warten bis die Bombe einschlägt, um die Welt wieder mit dem Schönen zu beglücken, um Neues aufzubauen und Innovation wahr zu machen. Wir wissen mittlerweile genug über die Prozesse des Wandels, über mögliche Gegenwehr, über die Neigung zur Bequemlichkeit unserer eigenen Denkstube und wir wissen auch, wie wir zusätzlich zu den Prozessen Menschen, Abteilungen, Projektgruppen und Unternehmen ins Wollen bringen.
Erfreuliche Daten liefert eine KfW-Studie, die dem Mittelstand in weiten Teilen bescheinigt, ideenreich auf die Corona-Krise zu reagieren. »Mit 57% haben besonders häufig jene Unternehmen Corona-bedingte Anpassungen vorgenommen, die bereits in der Vergangenheit Innovationen hervorgebracht haben. Dies unterstreicht, dass die Fähigkeit, Innovationen zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen, die Unternehmen auch dazu befähigt, kurzfristig auf Krisensituationen zu reagieren. Innovative Unternehmen sind krisenfester als nicht-innovative Unternehmen.«
Der globale Standard für Innovationsmanagement klärt dabei das Zusammenspiel der notwendigen Kräfte für die Umsetzung einer Idee hin zur Innovation. Der Standard ist somit die ideale Leitlinie für jene, die ihren Ideen verlässlichere Umsetzungschancen wünschen oder ihre Unternehmung überhaupt erst einer Analyse bzgl. Ihrer Innovationsfähigkeit unterziehen möchten.